Aufgabe 6
Aufgabe I/1:
1 Die beiden Gase Stickstoff und Wasserstoff reagieren
unter bestimmten Voraussetzungen zu dem großtechnisch
wichtigen Produkt Ammoniak.
1.1 Formulieren Sie die
Reaktiongsgleichung und das zugehörige
Massenwirkungsgesetz.
1.2 Die Gleichgewichtskonstante
für die Ammoniaksynthese beträgt unter Standardbedingungen
Kc = 4 * 108 *l2 * mol–2. Bringt man jedoch in ein Gefäß
Stickstoff und Wasserstoff ein und verschließt es, so ist
auch nach einigen Tagen kein Ammoniak nachweisbar.
Erklären Sie diesen Sachverhalt.
1.3 Erläutern und
begründen Sie die Maßnahmen, die beim Haber-Bosch-Verfahren
getroffen werden, um die Ammoniak-Ausbeute zu optimieren.
2 Um die beim Betrieb von Großfeuerungsanlagen entstehenden
Stickoxide zu beseitigen, kann Ammoniak eingesetzt werden.
Eines der Reaktionsprodukte bei dieser Umsetzung ist
elementarer Stickstoff.
2.1 Formulieren Sie dafür
Reaktionsgleichungen und zeigen Sie, daß es sich hierbei um
Redoxvorgänge handelt.
2.2 Berechnen Sie die Masse der
Stickstoffdioxidportion, die durch die Stoffportion
Ammoniak mit der Masse m = 1 t umgesetzt wird.
3 Zur
Herstellung von Ammoniak im Labor leitet man zunächst
Stickstoff über erhitztes Magnesium. Dabei bildet sich
Magnesiumnitrid, das anschließend mit Wasser umgesetzt
wird.
Formulieren Sie für diese Reaktionen die
Reaktionsgleichungen.
4 Harnstoff (H2N
– CO – NH2) wird
in der Technik aus Ammoniak und Kohlenstoffdioxid
hergestellt
Formulieren Sie dazu eine Reaktionsgleichung
unter Verwendung von Strukturformeln mit bindenden und
nichtbindenden Elektronenpaaren.
Begründen Sie die
unterschiedliche Basizität von Ammoniak und Harnstoff.
Aufgabe I/2:
1 In natürlichen Eiweißen kommen die Aminosäuren Alanin,
Cystein, Glutaminsäure, Leucin
(2-Amino-4-methylpentansäure) und Threonin
(2-Amino-3-hydroxybutansäure) in der L-Konfiguration vor.
1.1 Geben Sie die Strukturformeln der fünf Aminosäuren in
der Fischerprojektion an und zeigen Sie, daß es zwei isomere
L-Threonin-Moleküle gibt.
1.2 In
Eiweißmolekülen gebundene Stickstoff- und Schwefelatome
können nach einer Thermolyse als Ammoniak bzw. als
Sulfidionen nachgewiesen werden.
Beschreiben Sie jeweils
eine Nachweismethode und geben Sie die zugehöhrigen
Reaktionsgleichungen an.
1.3 Haare bestehen nahezu
ausschließlich aus dem Eiweiß Keratin. Dieses weist einen
Massenanteil an Schwefel von w(S) = 5 % auf, der auf Cystein
zurückzuführen ist.
Berechnen Sie den Massenanteil w der
im Keratin gebundenen Cystein-bausteine.
1.4 Zwei
Threonin-Moleküle können sowohl zu einem Dipeptid als auch
zu einem Ester umgesetzt werden.
Formulieren Sie die
Gleichungen für diese Reaktionen unter Verwendung von
Strukturformeln.
2 Im Stoffwechsel vieler Lebewesen
können α-Aminosäuren in die entsprechenden
α-Oxocarbonsäuren (Carbonsäure mit Carbonylgruppe in
α-Position) umgewandelt werden. Dabei entsteht z. B. aus
der Aminosäure Alanin die 2-Oxopropansäure. Diese kann mit
Hilfe von Sauerstoff vollständig zu Kohlenstoffdioxid und
Wasser oxidiert werden.
2.1 Zeigen Sie, daß es sich bei
der Umwandlung von Alanin in 2-Oxopropansäure um eine
Oxidation handelt.
Formulieren Sie eine
Reaktionsgleichung für die vollständige Oxidation von
2-Oxopropansäure.
2.2 Begründen Sie, weshalb Alanin
bei Zimmertemperatur als Feststoff, 2-Oxopropansäure
dagegen als Flüssigkeit vorliegt.
Geben Sie außerdem an,
wie die wäßrigen Lösungen beider Stoffe experimentell
unterschieden werden können.
Aufgabe II/1:
Wegen besserer Umweltverträglichkeit und Wiederverwertbarkeit lösen Polyethen (PE), Polypropen (PP) und Polyethylenterephthalat (PET) zunehmend traditionelle Kunststoffmaterialien wie Polyvinylchlorid (PVC) ab.
1 Geben Sie jeweils einen sinnvollen Ausschnitt aus den Strukturformeln von PE-, PP- und PVC-Makromolekülen an. Erläutern Sie, warum PE und PP bei der Verbrennung umweltverträglicher sind als PVC.
2 Ein Verfahrensschritt bei der Wiederverwertung von PP ist die Thermolyse. Dabei entsteht das Monomere des PP, ein farbloses Gas, das Bromdampf entfärbt.
2.1 Geben Sie für das Monomere des PP die Struktorformel an, erläutern Sie anhand des Orbitalmodells die Bindungsverhältnisse und beschreiben Sie die räumliche Struktur des Moleküls.
2.2 Formulieren Sie den Reaktionsmechanismus für die Reaktion des Monomeren mit Brom.
3 Der
Synthese von PE, PP und PVC liegt ein gemeinsamer
Reaktionsmechanismus zugrunde.
Benennen und formulieren Sie diesen am Beispiel der Synthese
von PVC.
4 PET
ist ein Polyester mit p-Benzoldicarbonsäure
(Terephthalsäure) als einem Baustein.
Geben Sie den Namen und die Strukturformel des zweiten
Bausteins an sowie einen Formelausschnitt, der den Bau des
Polyestermoleküls erkennen läßt.
5 PET ist ein thermoplastischer Kunststoff. Durch Abwandlung je eines der Monomeren können duroplastische Polyester hergestellt werden. Geben Sie für beide Fälle jeweils eine denkbare Strukturformel eines solchen Monomeren an und begründen Sie.
Aufgabe II/2:
1 Bei der Herstellung von Phenol wird Chlorbenzol als
Ausgangsstoff benötigt. Dieses kann in einer exothermen
Reaktion durch Chlorierung von Benzol gewonnen werden.
1.1 Geben Sie die Reaktionsbedingungen für diese Chlorierung
an. Benennen und formulieren Sie den Mechanismus dieser
Reaktion.
Skizzieren Sie ein beschriftetes
Enthalpiediagramm zu diesem Reaktions-mechanismus.
1.2
Chlorbenzol reagiert unter erhöhtem Druck mit wäßriger
Natriumhydroxidlösung zu Phenol.
Formulieren Sie dazu
eine Reaktionsgleichung unter Verwendung von Strukturformeln
mit bindenden und nichtbindenden Elektronenpaaren.
2 Bei Raumtemperatur ist Chlorbenzol flüssig. Geben Sie eine Erklärung für die unterschiedlichen Aggregatzustände von Chlorbenzol und Phenol bei Raumtemperatur.
3 Phenol reagiert mit Salpetersäure unter anderem zu
Mononitrophenolen.
3.1 Geben Sie die Strukturformeln
aller Mononitrophenole an, die bei dieser Reaktion entstehen
können und benennen Sie diese.
Vergleichen Sie außerdem
die Säurestärke eines dieser Mononitrophenole mit der von
Phenol.
3.2 Welche der in 3.1 genannten Isomere entstehen
bevorzugt? Begründen Sie Ihre Aussagen mit Hilfe mesomerer
Grenzformeln.
3.3 Vergleichen Sie die Reaktivität von
Chlorbenzol und Phenol bei der Nitrierung. Begründen Sie.
4 Zur Nitrierung von Benzol benötigt man Nitriersäure.
Geben Sie die Zusammensetzung von Nitriersäure an und
erläutern Sie die Entstehung des reagierenden elektrophilen
Teilchens mit Hilfe einer Reaktionsgleichung.
Aufgabe III/1:
1 Ein häufig verwendeter Werkstoff ist Aluminium. Es ist
duktil und kann beispielsweise zu Folien von nur 0,004 mm
Dicke ausgehämmert werden.
Erklären Sie diese
Eigenschaften mit Hilfe eines Modells für die
Bindungsverhältnisse in einem Metall.
2 Für
Verpackungszwecke wird Reinstaluminium benötigt, das man aus
Hüttenaluminium (mit den Verunreinigungen Zink, Eisen,
Mangan, Kupfer) durch elektrolytische Raffination herstellt.
Sie findet als eine Dreischichten-Elektrolyse bei einer
Temperatur von ϑ = 750 °C statt. Die unterste Schicht,
flüssiges Hüttenaluminium, dient als eine Elektrode. Darüber
liegt die zweite Schicht, eine Elektrolytschmelze aus
Aluminiumfluorid, Bariumchlorid, Natriumfluorid und
Natriumchlorid. Die oberste Schicht bildet das flüssige
Reinstaluminium. Diese stellt gleichzeitig die andere
Elektrode dar.
2.1 Das für die Elektrolytschmelze
benötigte Aluminiumfluorid wird durch Umsetzung von
Aluminiumoxid mit Fluorwasserstoff hergestellt.
Formulieren Sie die Reaktionsgleichung und
geben Sie den Reaktionstyp an.
2.2 Geben Sie für diese
Raffination die Polung der Elektroden und die Gleichungen
der an den Elektroden ablaufenden Reaktionen an.
2.3
Begründen Sie, warum bei diesem Prozeß aus dem
verunreinigten Hüttenaluminium Reinstaluminium entsteht.
3 Zur Vermeidung von Korrosionsschäden wird Aluminium
eloxiert.
Erläutern Sie anhand einer
beschrifteten Skizze das Eloxal-Verfahren und formulieren
Sie die Gleichungen für die an den Elektroden ablaufenden
Teilreaktionen.
Weshalb ist das Werkstück nach dieser
Behandlung vor Korrosion geschützt?
4 Aluminium ist ein
wichtiges Reduktionsmittel, mit dem andere Metalle aus ihren
Oxiden hergestellt werden können.
Formulieren Sie
eine Reaktionsgleichung für die Gewinnung von Eisen aus
Eisenoxid mit der Formel Fe3O4.
Berechnen Sie die Masse der Aluminiumportion, die eingesetzt
werden muß, um eine Stoffportion Eisen mit der Masse m (Fe)
= 250 g zu gewinnen.
Aufgabe III/2:
1 Beim Apollo-Raumfahrtprogramm wurden Raketen eingesetzt,
die flüssiges Hydrazin (N2H4)
als Treibstoff enthielten. Bei der Umsetzung von Hydrazin
mit Sauerstoff entstehen ausschließlich Stickstoff und
Wasserdampf.
1.1 Formulieren Sie die Reaktionsgleichung
dieser Reaktion. Verwenden Sie Strukturformeln mit bindenden
und nichtbindenden Elektronenpaaren.
1.2 Berechnen Sie
mit Hilfe der angegebenen Tabellenwerte die
Reaktionsenthalpie Δ HR dieser Reaktion und begründen Sie
die zu erwartende Entropieänderung.
2 Die Bildungsenthalpie von Hydrazin kann experimentell
nicht direkt ermittelt werden. Sie läßt sich jedoch aus den
Verbrennungsenthalpien für Hydrazin und für Wasserstoff
berechnen.
Zeigen und begründen Sie die Schritte dieser
Berechnung.
3 Als Sauerstoffquelle für die Verbrennung von Hydrazin kann
auch Wasserstoffperoxid verwendet werden. Dabei entstehen
ebenfalls ausschließlich Stickstoff und Wasserdampf.
3.1
Geben Sie für diese Reaktion eine Reaktionsgleichung mit
Oxidationszahlen an.
3.2 Berechnen Sie die Wärmemenge Q,
die bei der Umsetzung von Hydrazin und Wasserstoffperoxid
frei wird, wenn die Stoffe im stöchiometrischen Verhältnis
miteinander reagieren und ihre Gesamtmasse m = 1 kg beträgt.
4 Bei der Landefähre des Apollo-Unternehmens wurde der
Treibstoff Hydrazin mit Distickstofftetraoxid umgesetzt.
4.1 Formulieren Sie die Reaktionsgleichung und berechnen Sie
die Freie Reaktionsenthalpie dieser Reaktion für
Standardbedingungen.
4.2 Distickstofftetraoxid zerfällt
in endothermer Reaktion in Stickstoffdioxid. Durch welche
Maßnahmen läßt sich dieser Zerfall einschränken?
Begründen Sie.
Lösung(BW94)