Aufgabe 17
A 1: Der Nickel-Eisen-Akkumulator
Vorgabe:
Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte Edison
den Nickel-Eisen-Akkumulator. Heute werden
Nickel-Eisen-Akkumulatoren noch immer eingesetzt. Sie haben
den Vorzug, auch nach langen Betriebspausen durch
Aufladen vollständig regeneriert werden zu können.
Die
Bezeichnung Nickel-Eisen-Akkumulator ist ungenau: Bei
technischen Nickel-Eisen-Akkumulatoren wird als
„Nickel“-Elektrode eine Mischung aus Nickel(II)-hydroxid
(Ni(OH)2) und Nickel(III)-hydroxid (Ni(OH)3) verwendet. Die
elektrische Leitfähigkeit dieser „Nickel“-Elektrode wird
durch Graphit erreicht.
Für die Herstellung der
Eisen-Elektrode wird Eisen mit einer Oxidschicht überzogen,
die Eisen(II)-oxid (FeO) enthält. Als Elektrolyt wird häufig
Kalilauge eingesetzt.
Beim Laden des
Nickel-Eisen-Akkumulators läuft an der Eisen-Elektrode die
Reaktion von Eisen(II)-oxid zu elementarem Eisen ab. An der
„Nickel“-Elektrode reagiert Nickel(II)-hydroxid zu
Nickel(III)-oxidhydroxid (NiO(OH)). In einer Nebenreaktion
wird Wasser
elektrolysiert. Daher muss im Akkumulator
gelegentlich destilliertes Wasser nachgefüllt werden.
Sowohl beim Ladevorgang als auch in nutzungsfreien Zeiten
wird in Nickel-Eisen-Akkumulatoren an der „Nickel“-Elektrode
elementarer Sauerstoff gebildet.
In einem
Modellexperiment sollen die Eigenschaften des
Nickel-Eisen-Akkumulators untersucht werden:
In ein
Becherglas mit Kaliumhydroxid-Lösung (c(KOH) = 1,0 mol/L)
werden ein Nickelblech und ein verrostetes Eisenblech
getaucht. Das Nickelblech wird an den Plus-Pol, das
Eisenblech an den Minus-Pol einer Spannungsquelle
angeschlossen.
Beobachtungen:
- Beim Anlegen einer Spannung an die Elektroden (Laden) bildet sich auf dem Nickelblech ein schwarzer Belag. An beiden Blechen bilden sich Gasbläschen. Auch nach längerem Aufladen bleibt die Elektrolyt-Lösung klar und farblos.
- Nach Entfernen der Spannungsquelle misst man zwischen den beiden Blechen eine Spannung von U ≈ 1,4 V. Ein Motor dreht sich für einige Zeit.
Aufgabe:
1.1. Zeichnen Sie eine beschriftete Skizze einer galvanischen Zelle, die einem entladenen
technischen Nickel-Eisen-Akkumulator entspricht. Geben Sie die Elektrodenreaktionen
und die Gesamtreaktion für den Ladevorgang an. Berechnen Sie die Spannung eines
technischen Nickel-Eisen-Akkumulators unter Annahme von Standardbedingungen in
stark alkalischer Lösung.
1.2. Vergleichen Sie die Elektrodenmaterialien des entladenen Modell-Akkumulators mit
denen des technischen Nickel-Eisen-Akkumulators. Erklären Sie die Beobachtungen
beim Modellexperiment unter Berücksichtigung der beim Laden des Modell-Akkumulators
an den Elektroden ablaufenden Reaktionen. Erklären Sie, wie die nach dem Entfernen
der Spannungsquelle gemessene Spannung durch Rechnung überprüft werden
kann.
1.3. Begründen Sie, warum beim Laden eines Nickel-Eisen-Akkumulators immer auch
Wasser elektrolysiert wird. Erläutern Sie, warum es bei der Selbstentladung des Akkumulators
zur Bildung von elementarem Sauerstoff kommt. Prüfen Sie, ob in Betriebspausen
des Nickel-Eisen-Akkumulators Wasserstoff gebildet wird.
1.4. Erklären Sie, warum ein Nickel-Eisen-Akkumulator auch nach langer Betriebspause
durch Nachfüllen von destilliertem Wasser und Aufladen regeneriert werden kann.
Erklären Sie, wie sich Änderungen der Anteile von Nickel(II)-hydroxid und Nickel(III)-
oxidhydroxid in der „Nickel“-Elektrode auf die Spannung des Nickel-Eisen-Akkumulators
auswirken.
Zusatzinformation:
Wässrige Lösungen von Eisen-Ionen sind häufig hellgrün
oder gelb gefärbt, Lösungen von Nickel-Ionen sind grün
gefärbt.
Weder Nickeloxide noch Eisenoxide sind in stark
alkalischer Lösung merklich löslich.
Nickel(III)-oxidhydroxid ist schwarz gefärbt,
Nickel(II)-hydroxid schwarzgrün.
Aus Rost und Eisen
bildet sich in wässrigem Medium Eisen(II)-oxid.
Elektrochemische Spannungsreihe bei Standardbedingungen in
stark alkalischer Lösung (pH = 14)
Potentiale in V (c = 1
mol/L, bei T = 298 K und p = 101,3 kPa)
1. | Fe, 2OH- / FeO, H2O | -0,91 |
2. | H2, 2OH- / 2H2O | -0,83 |
---|---|---|
3. | Ni, 2OH- / Ni(OH)2 | -0,71 |
4. | 4OH- / O2, 2H2O | 0,40 |
5. | Ni(OH)2, OH- / NiO(OH), H2O | 0,52 |
A 2: Gefährliche Reiniger im Haushalt
Vorgabe:
Neben Waschmitteln gehören Reinigungsmittel zu den umsatzstärksten Produkten der chemischen Industrie. Für die Reinigung im Haushalt gibt es Reinigungsmittel für verschiedene Verwendungszwecke. Die Reinigungsmittel unterscheiden sich u. a. in den Inhaltsstoffen und in den pH-Werten.
wirksamer Inhaltsstoff | pH-Wert | |
---|---|---|
(A) Fensterreiniger | Ammoniak (NH3) | 9,5 |
(B) WC-Reiniger | Natriumhydrogensulfat (NaHSO4) | 2 |
(C) Allzweck-Reiniger | Soda (Na2CO3) | 11,5 |
(D) Essigreiniger | Essigsäure (CH3COOH) | 3 |
(E) Hygienereiniger | Natriumhypochlorit (NaClO) | 12 |
Zur Bestimmung der Ammoniak-Konzentration des
Fensterreinigers A wurde folgender Versuch durchgeführt:
Versuch 1: Titration des Fensterreinigers A
2,0 mL des
Fensterreinigers A werden mit destilliertem Wasser verdünnt.
Die Lösung wird nach Zugabe einiger Tropfen
Methylorange-Lösung mit Salzsäure (c = 1,0 mol/L) titriert.
Bis zum Umschlag des Indikators von Gelb nach Rot werden 6,0
mL Salzsäure verbraucht. Die Messung des pH-Wertes der
Lösung am Umschlagspunkt des Indikators ergibt einen pH-Wert
von 5,1.
Hygienereiniger, die Natriumhypochlorit enthalten, werden
im Sanitärbereich häufig zur Desinfektion eingesetzt.
Natriumhypochlorit-Lösungen können durch Einleiten von Chlor
in
Natronlauge hergestellt werden. Sie enthalten aufgrund
dieser Herstellung neben Hypochlorit auch Chlorid-Ionen.
Cl2 + 2 OH- <--> Cl- + OCl- + H2O
Beim Ansäuern einer
Natriumhypochlorit-Natriumchlorid-Lösung wird Chlor
entwickelt. Die freisetzbare Menge Chlor wird als „aktives
Chlor“ bezeichnet.
Versuch 2: Bestimmung des Gehalts an
„aktivem Chlor“ im Hygienereiniger E
5,0 mL
des Hygienereinigers E (ρ = 1,0 g/mL) werden mit
destilliertem Wasser auf 50 mL aufgefüllt. 10,0 mL dieser
Lösung werden mit Kaliumiodid-Lösung und Salzsäure im
Überschuss versetzt. Das entstandene Iod wird anschließend
durch Titration mit Natriumthiosulfat-
Lösung (c(Na2S2O3)
= 0,1 mol/L) bestimmt. Bis zum Äquivalenzpunkt werden 13,5
mL Natriumthiosulfat-Lösung verbraucht.
Diese Gehaltsbestimmung beruht auf folgenden
Reaktionsschritten:
1. ClO- + Cl- + 2 H3O+
--> Cl2 + 3 H2O
2. Cl2 + 2 I- --> I2 + 2 Cl-
3. I2 + 2 S2O32-
--> 2 I- +
S4O62-
1 mL Natriumthiosulfat-Lösung, c(Na2S2O3) =
0,1 mol/L, entspricht dabei 3,55 mg an „aktivem
Chlor“.
Für den Vertrieb von Natriumhypochlorit-haltigen
Haushaltsreinigern gelten folgende Vorschriften:
- Der Gehalt an „aktivem Chlor“ darf einen Massenanteil von w = 5 % nicht überschreiten.
- Auf Verpackungen von Stoffen oder Zubereitungen, die mehr als einen Massenanteil von w = 1 % „aktives Chlor“ enthalten, muss folgender Hinweis angebracht sein: „Vorsicht! Nicht zusammen mit anderen Produkten verwenden, da gefährliche Gase (Chlor) freigesetzt werden können!“
Durch diesen Sicherheitshinweis sollen Unfälle
vermieden werden. Der gedankenlose Umgang mit verschiedenen
Reinigungschemikalien kann gefährlich sein, wie aus einem
Zeitungsbericht über einen Unfall im Haushalt hervorgeht:
Das Vermischen zweier Reiniger hätte eine Hausfrau beinahe
das Leben gekostet. Bei der Säuberung des Badezimmers hatten
sich mit der Reinigermischung giftige Chlordämpfe
entwickelt.
Aufgabe:
2.1. Erklären Sie anhand von Protolysegleichgewichten und mithilfe der Säure-Base-Theorie
nach Brönsted, warum die Lösungen der Reiniger A, B und C alkalisch bzw. sauer
reagieren. Vergleichen Sie die besondere Rolle des Wasser-Moleküls bei der Einstellung
dieser Protolysegleichgewichte. Erläutern Sie mithilfe von Reaktionsgleichungen,
warum die Reiniger B und D zur Entfernung von Kalkflecken geeignet sind.
2.2. Ermitteln Sie die Ammoniak-Konzentration im Fensterreiniger A und die Gefahrenklasse
des Fensterreinigers A. Begründen Sie auch mithilfe einer Reaktionsgleichung, warum
der Äquivalenzpunkt der Titration des Fensterreinigers nicht im neutralen Bereich liegt.
2.3. Begründen Sie mithilfe von Oxidationszahlen, warum die Bildung von Natriumhypochlorit
beim Einleiten von Chlor in Natronlauge eine Redoxreaktion ist. Erklären
Sie durch Rechnung den vorgegebenen Zusammenhang zwischen dem Verbrauch der
Natriumthiosulfat-Lösung und der umgesetzten Masse an „aktivem Chlor“.
2.4. Beurteilen Sie das Ergebnis von Versuch 2 unter Berücksichtigung der Vorschriften für
den Vertrieb Natriumhypochlorit-haltiger Haushaltsreiniger. Ermitteln Sie, welche der
angegebenen Reiniger A bis E verantwortlich für die Entstehung giftiger Chlordämpfe
sind.
Zusatzinformation:
Molare Massen
M(NH3) = 17,0 g/mol
M(Cl2) = 70,9 g/mol
Kalk ist Calciumcarbonat CaCO3.
Konzentrationsangaben und Gefahrenklassen von Ammoniaklösungen:
Stoff | Massenanteil w | Konzentration c | Gefahrenklasse Xi: reizend; C: ätzend |
Ammoinaklösungen | w < 5% | c < 2,9 mol/L | - |
5% < w < 10% | 2,9 mol/L < c < 5,6 mol/L | Xi | |
w > 10% | c > 5,6 mol/L | C |
A 3: Indikatoren zeigen Bauschäden an.
Vorgabe:
Beton ist ein weit verbreiteter Baustoff, dessen
wichtigster Bestandteil Calciumhydroxid ist. Bei
besonders belasteten Bauteilen reicht die Stabilität von
Beton nicht aus. Daher wird dieser in Kombination mit
Stahlgittern als Stahlbeton verbaut. Aufgrund des hohen
pH-Wertes innerhalb des Betons bildet sich eine
schützende Oxidschicht auf dem Stahl, wodurch dessen
Korrosion verhindert wird. Tritt im Laufe der Zeit
Kohlenstoffdioxid aus der Luft in die Poren des Betons ein,
reagiert das Calciumhydroxid zu Calciumcarbonat. Dieser
Vorgang (Carbonatisierung) senkt den
pH-Wert im Beton auf
unter 8 und kann eine Korrosion des Stahls zur Folge haben
(Betonkorrosion). Damit die Stabilität von Betonbauwerken
garantiert werden kann, muss der Fortschritt der
Carbonatisierung regelmäßig kontrolliert werden.
Dies
erfolgt mithilfe von Phenolphthalein: Aus dem zu
untersuchenden Beton wird eine Probe entnommen, die eine
frische Bruchstelle aufweisen muss. Die Oberfläche wird
mit destilliertem Wasser angefeuchtet und dann mit
Phenolphthalein benetzt. Im alkalischen Bereich zeigt das Phenolphthalein eine Farbreaktion, der carbonatisierte
Bereich bleibt farblos. Je breiter der farblose Bereich,
desto weiter ist die Carbonatisierung fortgeschritten.
Phenolphthalein kann aus Phthalsäureanhydrid und Phenol im
Stoffmengenverhältnis 1 : 2 mit konzentrierter
Schwefelsäure als Katalysator und wasserentziehendem Mittel
synthetisiert werden. Zunächst bildet sich aus
Phthalsäureanhydrid und Schwefelsäure ein reaktives
Carbenium-Ion, das mit Phenol reagiert. Dabei wird ein
Zwischenprodukt gebildet, aus dem sich durch Reaktion mit
weiterem Phenol der Farbstoff bildet.
Neben Phenolphthalein wird auch Thymolphthalein als Indikator in der analytischen Chemie verwendet. Thymolphthalein ist bei pH < 9,3 farblos und bei pH > 9,3 blau. Bei pH > 12 ist Phenolphthalein, bei pH = 14 ist Thymolphthalein farblos.
Aufgabe:
3.1. Erläutern Sie den Vorgang der Carbonatisierung und Betonkorrosion. Geben Sie den
Zusammenhang zwischen der Carbonatisierung und der Färbung von Phenolphthalein
an. Beurteilen Sie die Fehleranfälligkeit des Carbonatisierungstests.
3.2. Geben Sie ein Reaktionsschema für die Herstellung des Farbstoffes Phenolphthalein an.
Erläutern Sie den Ablauf (Mechanismus) der Reaktion zwischen Phthalsäureanhydrid
und Phenol bis zum Zwischenprodukt in Einzelschritten anhand von Strukturformeln.
3.3. Erklären Sie anhand der Absorptionsspektren den Zusammenhang zwischen Lichtabsorption
und Farbe des Phenolphthaleins bei pH = 6 und pH = 12. Erklären Sie die
Farbigkeit von Phenolphthalein bei pH = 12 anhand von zwei Grenzstrukturen und die
Farblosigkeit in stark alkalischer Lösung (pH > 12) mithilfe einer Strukturformel.
3.4. Ordnen Sie Phenolphthalein und Thymolphthalein einer Farbstoffklasse zu. Deuten Sie
die unterschiedliche Farbe der beiden Indikatoren bei pH = 10. Prüfen Sie die Verwendung
von Thymolphthalein anstelle von Phenolphthalein für den Carbonatisierungstest.
Zusatzinformation:
Calciumhydroxid: Ca(OH)2
pH-Wert einer gesättigten
Calciumhydroxidlösung = 12,6
Absorptionsspektrum von Phenolphthalein (pH=6)
Absorptionsspektrum von Phenolphthalein (pH=12)
Zusammenhang von absorbierter Strahlung, zugehöriger Spektralfarbe und beobachteter Komplementärfarbe
Wellenlänge λ in nm | Spektralfarbe | Komplementärfarbe |
---|---|---|
400 - 435 | violrtt | gelbgrün |
435 - 480 | blau | gelb |
480 -490 | grünblau | orange |
490 - 500 | blaugrün | rot |
500 - 560 | grün | ourpur |
560 - 580 | gelbgrün | violett |
580 - 595 | gelb | blau |
595 - 605 | ornage | grünblau |
605 770 | rot | blaugrün |
A 4: Herstellung von elastischen Kunststoffen: Polyisoprenkautschuk und Silikonkautschuk
Vorgabe:
Elastische Kunststoffe werden vielfach verwendet, z. B.
für Schläuche, Reifen, Dichtungen, Einmal-Handschuhe,
Babyschnuller. Häufig eingesetzte elastische Kunststoffe
sind Polyisopren- bzw. Naturkautschuk oder
Silikonkautschuk. Naturkautschuk wird in
Kautschukplantagen aus dem Baum Hevea brasiliensis als
zähflüssige Emulsion in Wasser, die aus der
angeschnittenen Rinde abfließt, gewonnen. Trennt man das
Wasser ab, erhält man Rohkautschuk.
Rohkautschuk ist das
Polymer Polyisopren:
Polyisopren ist von weicher Konsistenz und hat einen niedrigen Schmelzbereich. Damit es die typischen gummiartigen, elastischen Eigenschaften erhält, muss der Rohkautschuk mit Schwefel umgesetzt werden. Bei diesem sogenannten Vulkanisieren bilden sich zwischen den einzelnen Polymerketten Schwefelbrücken von unterschiedlicher Länge. Der so gewonnene vulkanisierte Kautschuk besitzt nun je nach Schwefelgehalt die typischen elastischen, gummiartigen Eigenschaften. Bei einem Massenanteil von 1 bis 5 % Schwefel erh lt man Weichgummi, bei einem Massenanteil von 30 bis 40 % Hartgummi
Polyisopren kann auch synthetisch aus Isopren durch eine
sogenannte 1,4-Polymerisation hergestellt werden. Diese
Synthese verläuft nach einem radikalischen Mechanismus mit
organischen Peroxiden als Starter. Dabei greift das Radikal
am 1. C-Atom des Isopren-Moleküls an. Isopren kann auch
durch eine 1,2-Verknüpfung polymerisiert werden, dabei
entsteht ein anderes Produkt. Synthesekautschuke sind
hinsichtlich Verschleißfestigkeit und Alterung dem
Naturprodukt überlegen, sind jedoch wesentlich teurer.
Silikone sind synthetische Polymerverbindungen, in denen
Silicium-Atome über Sauerstoff- Atome kettenartig oder
netzartig verknüpft sind. Sie werden aus dem Monomer
Silandiol (Dimethylsilandiol) hergestellt. Silandiol erhält
man durch Hydrolyse von Dichlordimethylsilan. Aus
Silandiol lässt sich Polydimethylsiloxan herstellen, das
endständige Hydroxy-Gruppen besitzt. Polydimethylsiloxan
hat eine ölige Konsistenz.
Die Eigenschaften des Polymers können durch Zugabe von
Trimethylsilanol verändert werden. Durch Zugabe von
Methylsilantriol kann eine Vernetzung zu gummielastischem
Silikonkautschuk erreicht werden. Für eine andere
Vernetzung von Polydimethylsiloxan zu Silikonkautschuk
werden bei der
Herstellung der Polymerkette einige
Methylgruppen des Dimethylsilandiols durch Vinylgruppen
ersetzt. Die entstehenden Polydimethylsiloxan-Ketten
enthalten Vinylgruppen. Durch Peroxide wird eine
radikalische Verknüpfung der Vinylgruppen initiiert. Dies
führt zur Vernetzung verschiedener
Polydimethylsiloxan-Ketten.
Aufgabe:
4.1. Erklären Sie mithilfe der Molekülstruktur die Eigenschaften von Polyisopren. Begründen
Sie die veränderten Eigenschaften des vulkanisierten Kautschuks und die Unterschiede
zwischen Weichgummi und Hartgummi.
4.2. Geben Sie für die Synthese von Polyisopren aus Isopren ein Reaktionsschema an.
Begründen Sie, warum die Synthese von Polyisopren als 1,4-Verknüpfung bezeichnet
wird. Entwickeln Sie für die 1,2-Verknüpfung von Isopren mithilfe von geeigneten
Strukturformelausschnitten einen Reaktionsmechanismus in Einzelschritten.
4.3. Stellen Sie die Herstellung von Polydimethylsiloxan ausgehend von Dichlordimethylsilan
mithilfe von Reaktionsschemata dar. Erläutern Sie die Reaktionstypen der einzelnen
Schritte. Erklären Sie, wie durch Zugabe von Trimethylsilanol die Bildung und die Eigenschaften
von Polydimethylsiloxan beeinflusst werden können.
4.4. Erklären Sie die Vernetzung von Polydimethylsiloxan durch Methylsilantriol mithilfe
eines geeigneten Strukturformelausschnittes. Erläutern Sie die Herstellung von Silikonkautschuk
aus Polydimethylsiloxan mithilfe der Vinylgruppen.
Zusatzinformation:
Vulkanisation: Vernetzung von Polymeren zum gummielastischen Zusatnd, früher Vernetzung unter EInwirkung von Schwefel und Hitze.Lösungen(12)